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Demonstration auf dem Tempelhofer Damm gegen die geplante Fällung von knapp 200 Bäumen

Erhaltung von 110 Bäumen wegen Rechenfehler am Tempelhofer
Damm möglich: Kritik an Senatsplänen

Berlin, 7. April 2025, Tempelhofer Damm: Statt 60 sollen knapp 200 Bäume fallen – viele davon für vermeintlich unvermeidbaren Autoverkehr. Der BaumEntscheid kritisiert die Pläne des Senats.

Die heute veröffentlichten Antworten des Senats auf die Kleine Anfrage “Baummassaker am Tempelhofer Damm” der Abgeordneten Altuğ und Kapek (GRÜNE) offenbaren ein erschreckendes Bild: Statt 60 sollen knapp 200 Bäume fallen – viele davon für vermeintlich unvermeidbaren Autoverkehr. Fachleute halten die Berechnungen für grob fehlerhaft – laut Einschätzung sind die nötigen Bauarbeiten ohne Stau und mit 50% weniger Fällungen möglich. Tempelhofer Initiativen und der Volksentscheid Baum (BaumEntscheid) kritisieren die Salami-Taktik und falschen Planungsdaten und erwarten volle Transparenz, ehrliche Analyse und eine neue, klimaresiliente Planung.


Der Senat hat nun die vollständigen Zahlen offengelegt: Insgesamt 197 Bäume sollen am Tempelhofer Damm gefällt werden, darunter zahlreiche alte Platanen. Gründe für die Fällungen seien unter anderem die Tunneldeckensanierung der BVG (76 Bäume) sowie Arbeiten der Berliner Wasserbetriebe (nur 11 statt wie bisher kommuniziert 70 Bäume).

Kritik üben Tempelhofer Initiativen und der BaumEntscheid insbesondere an der Fällung von den 73 Bäumen für die vorübergehende Asphaltierung des Mittelstreifens sowie von 37 Bäumen für die dauerhafte Verbreiterung der Fahrspur für zunehmend breitere Autos.


Génica Schäfgen, Co-Initiatorin des Volksentscheids Baum: “Wir sind verärgert über die Fehler des Senats – Bürgerinnen und Steuerzahler verdienen Nachvollziehbarkeit, wenn Bäume für Autos fallen sollen.”


Die Berechnungen enthalten gravierende Fehler bei Annahmen, Daten und Schlussfolgerungen. Schon die Angabe des Senats von 60.000 Kfz täglich ist falsch: Laut eigenen offiziellen Zahlen liegt sie bei 30.000 - 40.000. Da nur eine Spur entfällt, betrifft die Umleitung auch nur eine Richtung, also maximal 15.000 - 20.000 Fahrzeuge, 50 % weniger als angenommen. Zudem muss davon nur maximal zwei Drittel des Südverkehrs umgeleitet werden. Der Homeoffice-Effekt seit der Pandemie reduzierte den Verkehr um weitere 10–50 %. Nicht nur der Verpuffungseffekt der A100, auch andere Studien, Fallbeispiele und ÖV-Streiks in Berlin zeigen: Autoverkehr kann kurzfristig um 70 - 90 % sinken, durch Fahrgemeinschaften, geänderte Abfahrtszeiten oder Umstieg auf Rad und ÖV. Auch nach längeren Bauarbeiten bleibt der Kfz-Verkehr teils dauerhaft um 10–15 % reduziert. Die Fällungen werden wegen dieser Analyse- und Rechenfehler und anderer verkehrspolitischer Optionen, wie z.B. tageszeitlicher Einbahnstraßenregelungen, komplett überflüssig.


Heinrich Strößenreuther, Co-Initiator des Volksentscheids Baum: “Ob vorsätzlich oder nachlässig  – das muss die Senatorin klären. Die Salami-Taktik und falsche Analysedaten des Senats sind keine Gründe, gesunde Bäume zu fällen.


In Zeiten von Hitze, Dürre und Klimaanpassung Bäume zu fällen, ist fahrlässig, denn ihre Wirkung reicht weit über CO₂-Bindung hinaus: Bäume tragen zur Kühlung des Stadtgebiets und zur Verbesserung der Luftqualität bei und spenden lebenswichtigen Schatten – besonders für ältere Menschen. Um die kühlende Wirkung gesunder Bäume zu erhalten, müssten Bäume im Verhältnis 1:3 direkt vor Ort nachgepflanzt werden.


Susanne Sander, Vorständin der Tempelhofer Initiative futur:ista: “Wer glaubt, Bäume einfach durch Bäumchen ersetzen zu können, hat die Tragweite seiner planerischen oder politischen Verantwortung nicht verstanden – genau deshalb braucht es aufmerksame Bürgerinnen, die an die Gesundheit und Lebensqualität zukünftiger Generationen denken, vor Ort in den Bezirksinitiativen oder beim Volksentscheid Baum.”


Aktuell wartet die Initiative Volksentscheid Baum auf den Abschluss der Zulässigkeitsprüfung ihres Entwurfs eines Berliner Klimaanpassungsgesetzes durch den Senat, die spätestens bis zum 22. April 2025 abgeschlossen sein muss.



Kontakt:

Volksentscheid Baum – Pressestelle, Heinrich Strößenreuther, 0160-97442395, presse@baumentscheid.de / presse@clevere-staedte.de


Quellen und weiterführende Links:


Mehr über die Initiative:

Die Initiative BaumEntscheid wurde im August 2023 von der Deutschland-Chefin des Berliner Unternehmens Ecosia, Génica Schäfgen, und dem Umweltaktivisten und NGO-Gründer Heinrich Strößenreuther gegründet. Mittlerweile arbeiten über 150 Ehrenamtliche und Expertinnen mit.

Im Mai 2024 übergab die Initiative offiziell ihren ersten Entwurf eines Berliner Klimaanpassungsgesetzes zur Kostenschätzung an die Senatsverwaltung. Das Berliner Klimaanpassungsgesetz plant 1 Million gesunde Straßenbäume sowie 1000 Miniparks, 100 neue Grünflächen, 50 % Regenwassernutzung für Stadtgrün und eine 2-Grad-Kühlung in den 170 Hitzevierteln mit Gesamtkosten von mindestens 7,2 Milliarden Euro bis 2040. Im November 2024 wurde die erste Unterschriftensammlung für das Gesetz nach nur sechs Wochen mit 33.044 Unterschriften abgeschlossen. Über den endgültigen Gesetzesentwurf soll spätestens zur Abgeordnetenhauswahl 2026 per Volksentscheid abgestimmt werden.

Umfragen der Initiative BaumEntscheid vom September 2023 zeigen, dass 80 % der Wähler, darunter selbst 70 % der CDU- und AfD-Wähler, den BaumEntscheid unterstützen. Denn schon jetzt gibt es 12-mal mehr Hitzetote als Verkehrstote (2022) und 50–90 % der Straßenbäume sind geschädigt. Ohne entsprechende Maßnahmen wird Berlin heißer, grauer und für viele gefährlicher, besonders für Ältere und Geringverdiener.


Über Génica Schäfgen: Génica Schäfgen war Vertrauensperson beim Klimaentscheid Berlin 2030, ist Vorständin von SEND e.V. sowie der Stiftung Verantwortungseigentum und Deutschland-Chefin von Ecosia mit Hauptsitz in Berlin. Ecosia, die größte gemeinwohlorientierte Suchmaschine, hat über 200 Millionen Bäume weltweit gepflanzt. Ecosia hat die Startphase des BaumEntscheids mit 100.000 Euro finanziert.


Über Heinrich Strößenreuther: Heinrich Strößenreuther ist mehrfacher Klima-NGO-Gründer, u.a. des Volksentscheids Fahrrad, welcher später zum Berliner Mobilitätsgesetz geführt hat, von Changing Cities, GermanZero und KlimaUnion. Er hat mit seinen Gründungen die bundesweite Welle von über 50 RadEntscheiden und 80 KlimaEntscheiden ausgelöst. Der langjährige Umweltaktivist und Klimalobbyist ist Geschäftsführer der Agentur für clevere Städte.



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